„Das Kaliwerk war eigentlich immer meine Heimat“

Ein Elektrikermeister, der fast 40 Jahre im Kalibergwerk Bischofferode gearbeitet hat, erzählt von seinen Erlebnissen in der Nachwendezeit und rund um die Kämpfe gegen die Schließung des Schachts.

ID: Bi04, Ort und Datum des Interviews: Bischofferode, 3.9.2021

„Und dann bin ich mit 50 auf Montage gekommen“ – Ein Arbeitsleben zwischen Schacht und Pförtnerloge

Ich war hier im Betrieb seit 1965. Also war ich fast 40 Jahre hier auf dem Werk beschäftigt. Zum Schluss war ich dann Elektromeister, die letzten 5 Jahre, und wir hatten eben hier im Übertage-Bereich die Verantwortung für sämtliche Maschinen, dass die Technik eben läuft. Das Feld war ja unheimlich groß, das war ja nicht nur hier der Berg, das war nicht nur der Betrieb, wir hatten ja auch Außenanlagen, die Wasserversorgung für's Werk in Brehme und Weißenborn zum Beispiel, das mussten wir alles betreuen. Und das ging bis '93. Dann wurde ich entlassen. Ich gehörte zu den Glücklichen, muss man heute sagen, dass ich noch zwei Jahre länger hier bleiben durfte. Aber dafür mussten wir mit schwerem Herzen die ganzen Anlagen abreißen, die wir voher gepflegt hatten. Und nachdem ich entlassen wurde, das war '95, gab es die großen Versprechungen der Politik, speziell von Herrn Vogel, voriger Ministerpräsident, hier würden 1.000 Arbeitsplätze geschaffen. Da bin ich dann zwei Jahre hier in der Gegend eingesetzt worden zum Rasen mähen und Wege bauen.

Und dann war wieder Schluss. Aber irgendwo musste ja das Geld herkommen. Und dann bin ich mit 50 auf Montage gekommen. Über sechs oder sieben Jahre. Das heißt, im Jahr habe ich 50.000 km mit meinem privaten Auto zurückgelegt. Und ständig 40,50, manchmal sogar 60 Stunden die Woche gearbeitet. Wir haben Datennetze aufgebaut in Supermärkten. Und nach sieben Jahren hab' ich dann gesagt, ich muss hier raus, ich bin ja kein Mensch mehr, nur aus'm Koffer leben. Und die Freizeit? Das hieß dann, heute bist du in Hamburg und morgen bist du in München. Das waren immer wechselnde Baustellen, also das war Stress ohne Ende. Und da hab ich's mir durchgerechnet und bin in Frührente gegangen, mit 60. Das war möglich, aber natürlich mit 20% Abzug von dem, was man eigentlich erarbeitet hat. Die 20% bis zum 65. Lebensjahr, das hätt' ich voll akzeptiert, aber danach müsste diese 20% eigentlich wieder draufgelegt werden. Aber das ist eben weg für immer, das ist das Schlimme. Da muss man die Politik wirklich, wie soll ich sagen, in die Pflicht nehmen, das zu ändern. Das ist ja Lebensarbeitszeit, das hat man sich ja eigentlich verdient, die Rente, und die ist so noch knapp genug. Und dann der Unterschied zwischen Ost und West, das ist ja die nächste Sache, nach 30 Jahren immer noch dieser Unterschied! – Und dann bin ich in Rente gegangen und habe noch mir ein bisschen Beschäftigung gesucht. Da hab' ich noch zehn Jahre, bis zum 70. Lebensjahr, als Pförtner gearbeitet. Das hat mir auch Spaß gemacht. War kein Stress, wie ich das früher gewohnt war, das war in Ordnung. Und seit drei Jahren bin ich nun vollkommen raus aus dem Arbeitsleben.

„Wenn man diese Euphorie beibehalten hätte“

"Es gab ja fast keinen Arbeitsplatz mehr hier in der Gegend."

Als die Grenzen aufgingen, habe ich Mittagsschicht gehabt. Ich komme nach Hause und mach's Fernseh an und da haben wir gehört, dass die Grenze offen ist. Teistungen hier in der Nähe war ja Grenzübergang, und was haben wir gemacht? Uns in's Auto gesetzt, um zu kontrollieren, ob das auch wahr ist (lacht). Das war die reine Neugier. Ich bin damals mit dem Trabant in Göttingen gewesen, wenn da ein Westauto entgegen kam, die haben gewinkt und gehupt, das war noch ein Erlebnis, das war ja eine Euphorie! Wenn man diese Euphorie für die gesamte Sache beibehalten hätte, für die Wiedervereinigung, dann wär' da was geworden. Aber das waren 14 Tage und dann fing schon genau das Gegenteil an. Dann ging das los mit den Arbeitsplätzen und dies wurde zugemacht und das wurde zugemacht. Es gab ja fast keinen Arbeitsplatz mehr hier in der Gegend. Wir hatten das Glück, das wir in der Nähe der ehemaligen Grenze gewohnt haben, dass wir auf der anderen Seite arbeiten konnten. Das war der Vorteil hier. Wenn ich mir die Leute in Cottbus oder so vorstelle, die hatten kaum 'ne Möglichkeit.

Dass die Euphorie so schnell weg war – ich will da jetzt nicht sagen, dass da alle so gedacht haben, auch von der anderen Seite nicht, aber es war ein dummes Gefühl. Manche Westdeutsche sagen ja, hätten wir den Zaun noch drei Meter höher gemacht. Ein Grund, den ich mir vorstelle, ist, dass wir denen ja teilweise die Arbeitsplätze weggenommen haben, dadurch, dass wir weniger bezahlt wurden, weniger Stundenlohn hatten, aber mehr konnten. Das muss ich einfach so sagen, wir haben ja früher aus nichts was gemacht. Wir hatten ja nicht diesen Überfluss an Waren. Wenn wir hier Ersatzteile brauchten, hier am Schacht, haben wir die uns teilweise selber zusammengebastelt, damit's weiter ging. Ein Verwandter von mir, der wohnte im Westen, der hat ewig im Westen gearbeitet. Als ich den nach der Wende mal besucht habe, fing er an: Euch müssten wir ja erstmal was beibringen. Und da hab' ich gesagt zu ihm, ich melde Dich bei meinem Chef an, da arbeitest du vier Wochen hier. Und ich fange bei deinem Chef an und arbeite vier Wochen dort. Mal sehen, ob du nach vier Wochen wieder hier antreten darfst. Ein typisches Beispiel: eine Maschine fällt aus, der Antrieb ist kaputt. Was machst du? Da sagt er, ich rufe an, in zwei Tagen ist der neue da, dann bau ich den ein und die Anlage läuft wieder. Da hab' ich gesagt, weißt du, was ich mache? Ich gehe bei uns ins Lager, hole mir einen ausgebauten, baue den auseinander, mache aus zweien wieder einen ganzen, baue ihn ein, und nach drei Stunden läuft meine Anlage. Von dem Zeitpunkt an war Ruhe.

„Mit der Wende fing's an, dass man sich Sorgen machen musste“ Zwischen Reisefreiheit und Geldmangel

Das wichtigste an der Wende war für mich eigentlich, dass die Grenze aufging. Man konnte voher auch hier genug in den Urlaub fahren, aber man wollt' ja auch mal was anderes sehen. Aber dass die Läden voll sind, nur Du kein Geld dafür hast, um was zu kaufen, die gab es in den 50er Jahren schon mal. Das war der Intershop. Ich kenne das von meiner Kindheit, dass die Läden schon mal voll fahren, bloß Geld hatte keiner. Wenn ich jetzt zum Beispiel mal die Währungsumstellung nehme: Man hat uns ja praktisch, was wir uns erspart hatten von dem wenigen Lohn, nochmal die Hälfte weggenommen. Das war ja auch nicht richtig. Das hatten wir uns ja vom Munde abgespart. Ich hab' als Elektriker in drei Schichten 900 Mark verdient. Davon an zwei Wochenenden in einem Monat. Da hat man versucht, sich ein bisschen was als Reserve wegzulegen. Und mit der Währungsunion hat man uns die Hälfte wieder weggenommen. Das war nicht richtig. Ich meine, wir haben ja auch was geleistet. Und teilweise mehr als die Wessis, würd' ich mal sagen.

Früher brauchte man sich ja keine Sorgen zu machen. Man ist zur Arbeit gegangen, man ist nach Hause gefahren, hat sein Geld verdient. Aber mit der Wende fing's an, dass man sich Sorgen machen musste. Wo nehm' ich nächsten Monat die Miete her? Kann ich mir das leisten oder das? Es war ja nichts mehr sicher. Die Unsicherheit. Wenn du keine Arbeit hast, hast du kein Brot. So einfach. Man musste sich ja auch erst in das neue System reinfinden. Mir ist es am Anfang sehr schwer gefallen mich da umzustellen.

„Der Zusammenhalt unter den Kumpeln, der war ja enorm“ – Von Hungerstreik und Eierwürfen

Der Arbeitskampf ging eigentlich schon 1992 los. Weihnachten 92 wurde uns gesagt, dass das Werk schließen sollte. Und daraufhin hab' ich meinen Resturlaub über Weihnachten hier auf dem Schacht verbracht, um zu gewährleisten, dass nicht vorher schon Maschinen rausgefahren werden, Ersatzteile und so…Und das ging dann ja bis Ende 93, da war über ein ganzes Jahr bei laufender Produktion das Werk besetzt. Das heißt, nach der Schicht hast du noch 'ne Schicht gemacht. Dann bist du nach Hause gefahren, hast geschlafen, am nächsten Tag wieder arbeiten. Und so ging das das ganze Jahr über. Zwischenzeitlich waren wir noch in Kassel, in Berlin und wo wir überall waren.

Also der Zusammenhalt unter den Kumpeln, der war ja enorm. Erst zum Schluss, Ende 1993, da bröckelte es langsam. Es war ja auch Stress. Wenn man jetzt zwei Schichten hintereinander macht und das jeden Tag, dann kommt die Familie irgendwann zu kurz. Da bröckelte es dann schon. Wir haben das mit Hängen und Würgen durchgehalten, aber wir hatten uns eigentlich mehr davon erhofft. Böse Zungen haben behauptet: hätten wir noch 14 Tage über '93 hinaus das Werk besetzt, dann würden wir heute noch laufen. Aber das ist ein Gerücht gewesen, man kann's nicht nachvollziehen. Jedenfalls, im Dezember '93 war die Kraft eben aus. Es war ja für uns alles ungewohnt zu streiken.

Als der Hungerstreik anfing, wollte ich eigentlich mitmachen. Ich war aber vorher beim Arzt gewesen, und der hatte mir davon abgeraten, aus gesundheitlichen Gründen. Deswegen hab' ich gesagt, gut, da kannste nicht mitmachen, dann sitzt du hier vorne an der Wache – und beschützt eben die Anlagen. Und so hat sich dann das hingezögert bis zum 31.12. Wenn man mitfahren konnte, dann ging es nach Berlin oder mit dem Autokorso nach Kassel, wo K+S ihre Jahresversammlung hatte – das war ein super Ding. Da gab's in der Umgebung keine Eier mehr (lacht). Genauso wie in Berlin an der Treuhand, da sind Eier geworfen worden bis in den 5. Stock.

„Es war so gedacht, dass alle Betriebe mitmachen“ – Von Solidarität und verpassten Chancen

"Aber wir hatten's ja eigentlich vorgemacht, dass man vor der Obrigkeit keine Angst zu haben braucht."

Ja, es waren viele schöne Erlebnisse. Interessant war auch, als damals die Puhdys hier waren, die haben hier auf dem Platz vor 10.000 Menschen gespielt. Oder der Lauf von hier nach Berlin. Das war'n ja Leute hier vom Werk, die sind freigestellt worden von der Arbeit und haben sich auf den Weg gemacht zu Fuß bis nach Berlin. Sie wurden begleitet, vom Betriebsrat und von Sanitätern. Das sind ja über 300 km bis nach Berlin von hier. Und das zu Fuß, da hat man dann nicht die richtigen Schuhe an, Blasen an den Füßen und so weiter. Wir, die hier geblieben sind, weil die Produktion ja weiterlief, haben das natürlich über Funk und Fernsehen verfolgt. Und wenn einer wirklich nicht mehr konnte, dann wurde der zurück gefahren, dann kam der nächste nach, der weiter machte. Das waren interessante Erlebnisse, muss man so sagen. Die Bevölkerung, wo wir überall hingekommen sind unterwegs, die stand ja teilweise hinter uns. Die haben uns was zu Essen gemacht, und in Pfarrhäusern und so weiter konnten wir übernachten. Das war interessant.

Wenn da bloß alle mitgemacht hätten! Das wäre noch interessanter geworden. Wir hatten damals gedacht, als wir die Besetzung angefangen haben, dass jetzt alle Betriebe hier in der ehemaligen DDR, denen es ähnlich ging, mit aufstehen. So war das eigentlich gedacht. Nur leider hat dann jeder für sich gekämpft. Das ist schade gewesen. Wir hätten das gerne anders gesehen, dann hätte sich auch in der Politik ein bisschen was geändert. Der festen Meinung bin ich jedenfalls. Warum die nicht mitgemacht haben? Vielleicht war der Mut nicht da. Aber wir hatten's ja eigentlich vorgemacht, dass man vor der Obrigkeit keine Angst zu haben braucht. Es war so gedacht, dass die gesamte DDR, dass alle Betriebe mitmachen, die da platt gemacht wurden oder platt gemacht werden sollten. Es sollte praktisch wie so ein Generalstreik werden. Leider hat's nicht geklappt.

„Es tut mir heute noch weh“ – Der Abriss des Kalischachts

Nach der Schließung waren wir erstmal vier Wochen arbeitslos, da lief gar nichts. Und dann rief mich die Kader-Abteilung an, ich sollte hochkommen zum Arbeitsvertrag unterschreiben. Ich hab damit nie gerechnet. Und dann bin ich da hoch und hab für zwei Jahre einen Arbeitsvertrag gekriegt zum Abreißen des Werks. Wir waren in der Elektroabteilung 35 Mann, und zum Schluss waren wir noch sechs, die abreißen durften. Ich war einer der Glücklichen, muss ich leider sagen, der hier bleiben durfte für zwei Jahre. Wenn Du einer von denen warst, die noch hier gearbeitet haben, während viele Kollegen zu Hause rumgesessen haben, dann ging es aber auch schon los und ich kriegte nachts Telefonanrufe. Jedes Mal so zwischen 1 und 2, wenn man gerade so im Tiefschlaf war, wurde ich belästigt, beschimpft, mir der Tod angedroht. Naja, ich habe dann irgendwann den Stecker gezogen, und das war's dann. Ich hab auch nie rausgekriegt, wer das war. Es war auf jeden Fall, weil ich noch hier sein durfte, und der andere nicht. Wenn auch nur zum Abriss. Aber die anderen standen auf der Straße, nicht? Es gab ja weiter ringsum nichts mehr. Das war eben das große Problem. Von den 2.000, die hier mal beschäftigt waren, waren wir ja dann zum Schluss nur noch 670. Schon, als wir noch produziert haben, nach der Wende, hatten wir ja zwei Entlassungswellen. Da sind wir runtergekommen bis auf 670. Mit Verwaltung und allem. Bis zur Schließung. Und die Produktion lief genauso weiter wie vorher mit den 2.000. Also es waren schon viele Stellen, die wir eigentlich mit durchgeschleift haben. Das wussten wir früher schon. Aber es war ja zu DDR-Zeiten jedem ein Arbeitsplatz garantiert. Ob du nun was gemacht hast oder nicht, dein Geld hast du gekriegt. Das ist nicht so wie heute.

„Das hat sich im Gehirn eingebrannt, dass die Politiker uns total verarscht haben“ – Ein Berg- und Protestmuseum

"Das Schlechte ist, dass die Politiker uns total verarscht haben."

Das Gebäude des Museums haben wir 1996 übernommen. Als Verein haben wir das praktisch dem Werk abgekauft, dem Eigentümer. Und dann haben wir saniert und angefangen, das Museum einzurichten. Das war viel, viel Freizeit, was wir hier reingesteckt haben. Das ist schon ein Haufen Arbeit gewesen, und das ging ja alles nur nach Feierabend. Und wir sind ja eigentlich heute noch dran, ständig Reperaturen, hier und da. Den Verein hatten wir schon 1994 gegründet, weil wir so viel wie möglich für die Nachkommenschaft, also für die Kinder, Enkelkinder, erhalten wollten, was hier mal war. Es ist sehr viel Arbeit gewesen, aber wir haben's auch gerne gemacht. Ich bin leidenschaftlich Bergmann.

Eigentlich will ich mein Rentner-Dasein genießen, und sonst nichts mehr. Aber ich bin hier im Verein, das erinnert mich immer wieder an die Sache. Das vergisst man auch nicht, was man in den Jahren 92,93 erlebt hat. Das hat sich im Gehirn eingebrannt. Und das Schlechte ist, dass die Politiker uns total verarscht haben. Ob das Bernhard Vogel war oder Dr. Kohl. Egal wie, die blühenden Landschaften, die sie alle versprochen haben, da brauchen Sie nur rauszugucken, was hier für blühende Landschaften sind. Unkräuter so hoch, ja! Aber keine Arbeitsplätze. Und die Treuhand? Das ist natürlich das Größte gewesen, was die getrieben hat. Und da will bis heute noch keiner dran an die Aufarbeitung der Geschäfte, die die Treuhand gemacht hat. Die Sendung im MDR von Dirk Schneider zeigt die wahre Begebenheit, so wie's war und nicht wie's schön geredet wird. Und da muss ich auch wieder sagen, unser Ministerpräsident [Bodo Ramelow] und Gregor Gysi, das waren die einzigsten, die hier vor Ort waren 1993 und sich für uns eingesetzt haben. Die Rita Süßmuth hat man zurückgepfiffen. Die war zwar hier, wollte auch ein bisschen was erreichen, war ja damals Bundestagspräsidentin. Und die hatte sich dann ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt und wurde von Helmut Kohl zurückgepfiffen, von der CDU. Die hat ja auch das Gespräch mit Herrn Peine geführt: Wir hatten ja eigentlich einen Unternehmer, der das Kaliwerk weiter betreiben wollte. Das durfte aber nicht sein, wir wären dann ja Konkurrent von Kali+Salz gewesen.

„Das Wichtigste war eigentlich der Zusammenhalt der Kumpel“

Eigentlich gab es nur zum Schluss erst große Meinungsverschiedenheiten, Ende 1993. Bei vielen war die Kraft weg, und es war ja auch schwer, gerade wenn man Familie hatte. Die hat man ja kaum noch gesehen. Aber ich gehörte zu denen, die es noch weiter durchgezogen hätten. Ich hab' auch Ende 1993 meinen Urlaub wieder hier verbracht. Mir war das egal. Meine Tochter war ja damals schon weg, und wir waren vorher schon nur zu zweit, ich war also alleine zu Hause. Da ich hatte keinen zu versorgen. Deswegen hätte ich auch noch 'n Jahr mitgemacht. Der Enderfolg, das wäre wichtig gewesen! Wir hatten damals auch große Hoffnungen auf Brüssel gesetzt, dass die dem Fusionsvertrag zwischen der Mitteldeutschen Kali AG und Kali+Salz nicht zustimmen würden. Das war für uns ein schwerer Rückschlag, als Brüssel dann der Fusion doch zugestimmt hat. Das musstest du verarbeiten, die Enttäuschung verkraften, um trotzdem weiter zu machen. Jedenfalls war irgendwann die Kraft raus.

Trotzdem möchte ich die Zeit nicht missen. Das war'n Erlebnis, das macht nicht jeder. Das Wichtigste war eigentlich der Zusammenhalt der Kumpel. Ich meine, den gabs vorher auch, aber doch nicht so wie in diesem Jahr. Da hat man gemerkt, jeder will, und wir wollen das durchsetzen. Was uns leider nicht geglückt ist. Geblieben ist, dass man stärker geworden ist. Man beißt sich heute eher durch. Ja, es ist so, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.