Ich war hier im Betrieb seit 1965. Also war ich fast 40 Jahre hier auf dem Werk beschäftigt. Zum Schluss war ich dann Elektromeister, die letzten 5 Jahre, und wir hatten eben hier im Übertage-Bereich die Verantwortung für sämtliche Maschinen, dass die Technik eben läuft. Das Feld war ja unheimlich groß, das war ja nicht nur hier der Berg, das war nicht nur der Betrieb, wir hatten ja auch Außenanlagen, die Wasserversorgung für's Werk in Brehme und Weißenborn zum Beispiel, das mussten wir alles betreuen. Und das ging bis '93. Dann wurde ich entlassen. Ich gehörte zu den Glücklichen, muss man heute sagen, dass ich noch zwei Jahre länger hier bleiben durfte. Aber dafür mussten wir mit schwerem Herzen die ganzen Anlagen abreißen, die wir voher gepflegt hatten. Und nachdem ich entlassen wurde, das war '95, gab es die großen Versprechungen der Politik, speziell von Herrn Vogel, voriger Ministerpräsident, hier würden 1.000 Arbeitsplätze geschaffen. Da bin ich dann zwei Jahre hier in der Gegend eingesetzt worden zum Rasen mähen und Wege bauen.
Und dann war wieder Schluss. Aber irgendwo musste ja das Geld herkommen. Und dann bin ich mit 50 auf Montage gekommen. Über sechs oder sieben Jahre. Das heißt, im Jahr habe ich 50.000 km mit meinem privaten Auto zurückgelegt. Und ständig 40,50, manchmal sogar 60 Stunden die Woche gearbeitet. Wir haben Datennetze aufgebaut in Supermärkten. Und nach sieben Jahren hab' ich dann gesagt, ich muss hier raus, ich bin ja kein Mensch mehr, nur aus'm Koffer leben. Und die Freizeit? Das hieß dann, heute bist du in Hamburg und morgen bist du in München. Das waren immer wechselnde Baustellen, also das war Stress ohne Ende. Und da hab ich's mir durchgerechnet und bin in Frührente gegangen, mit 60. Das war möglich, aber natürlich mit 20% Abzug von dem, was man eigentlich erarbeitet hat. Die 20% bis zum 65. Lebensjahr, das hätt' ich voll akzeptiert, aber danach müsste diese 20% eigentlich wieder draufgelegt werden. Aber das ist eben weg für immer, das ist das Schlimme. Da muss man die Politik wirklich, wie soll ich sagen, in die Pflicht nehmen, das zu ändern. Das ist ja Lebensarbeitszeit, das hat man sich ja eigentlich verdient, die Rente, und die ist so noch knapp genug. Und dann der Unterschied zwischen Ost und West, das ist ja die nächste Sache, nach 30 Jahren immer noch dieser Unterschied! – Und dann bin ich in Rente gegangen und habe noch mir ein bisschen Beschäftigung gesucht. Da hab' ich noch zehn Jahre, bis zum 70. Lebensjahr, als Pförtner gearbeitet. Das hat mir auch Spaß gemacht. War kein Stress, wie ich das früher gewohnt war, das war in Ordnung. Und seit drei Jahren bin ich nun vollkommen raus aus dem Arbeitsleben.